Wann kann von Haarausfall gesprochen werden?

Menschen, die Probleme mit ihrer Glatze oder lichtem Haar haben, sollten zuerst Kontakt mit einem Arzt aufnehmen. Zuerst werden die Ursachen abgeklärt, danach werden alle Alternativen aufgezeigt, die in Angriff genommen werden können. Ob Perücke, Transplantation oder Haarteil: Es gibt diverse Auswege. Jeder Mensch verliert täglich Haare, bedenklich wird die Situation aber erst dann, wenn mehr als ca. 100 Haare pro Tag ausfallen. Es gibt Phasen, wo es als normal angesehen werden kann, dass mehr Haare sich verabschieden. Wenn aber kahle Stellen sichtbar werden, dann ist eindeutig von Haarausfall zu sprechen. Aber keine Panik: Es kann auch sein, dass die Haare an besagten Stellen wieder nachwachsen.

 

Haarausfallarten und Ursachen

Wie gesagt, gibt es diverse Ursachen, die für Haarausfall verantwortlich zeichnen können, es handelt sich um eine individuelle Angelegenheit. Es gibt erblich oder auch hormonell bedingten Haarausfall. Des Weiteren ist auch vom kreisrunden oder vom diffusen Haarausfall die Rede. Zytostatikatherapien und Radiotherapien können ebenfalls Haarausfall hervorrufen. Was ist darunter zu verstehen?

  • Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata): Hierbei handelt es sich vermutlich um eine Autoimmunerkrankung – genau weiß man es jedoch nicht. Der runde, lokal begrenzte krankhafte Haarausfall ist die häufigste entzündliche Haarausfallerkrankung und tritt in jedem Lebensalter auf.
  • Diffuser Haarausfall (diffuse Alopezie, telogenes Effluvium): Dieser Haarausfall tritt öfter bei Frauen als bei Männern auf. Hormonschwankungen, Schilddrüsenerkrankungen, Eisenmangel, Infektionen, Kopfhauterkrankungen, Lupus, Stress oder eine Fettunterversorgung können die Ursachen sein. Auch Medikamente können der Auslöser sein. 
  • Zytostatikatherapien und Radiotherapien: Bestimmter Chemotherapeutika können die Produktion eines Haares in der Haarwurzel kurzfristig stören. Die Radiotherapie (Bestrahlung) kann lokal zu einem Haarverlust führen. Bei intensiver Bestrahlung kann es zu einer Zerstörung der Haarwurzeln kommen.
  • Zu den weiteren Ursachen zählen mitunter: Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Mellitus, Morbus Crohn, Bulimie, Anorexie, Hypothyreose, Schilddrüsen-Überfunktion und Anämie.

 

 

Haartransplantation früher und heute: Von der Punchtechnik zu vielen weiteren Methoden

Eine Haarverpflanzung kann als Lösung angesehen werden, wenn gewisse Voraussetzungen gegeben sind. Menschen, die an der Autoimmunkrankheit oder an entzündlichem Haarausfall leiden, kommen für diese Behandlung nicht in Frage. Eine Haartransplantation umfasst die Verpflanzung von Körperhaar. Der japanische Dermatologe Okuda war der erste, der im Jahre 1939 die Durchschlagstechnik (Punchtechnik) in der Haarversetzung beschrieben hat. Er benutzte kleine Durchschläge, um behaarte Hautteile in andere Bereiche der Kopfhaut sowie in Augenbrauen und Bärte zu verpflanzen. Seit den 1960er Jahren werden die Techniken immer mehr erweitert. So gelten Ray und Angela Woods (1990er-Jahre) als Pioniere der sogenannten „Follicular Unit Extraction“-Methode. Inzwischen schreiben wir aber das Jahr 2013 und es gibt heute verschiedenen Techniken, die sich insgesamt stark voneinander unterscheiden können. Wichtig ist es, bei Fragen Kontakt mit einem Spezialisten für Haartransplantation aufzunehmen.

 

Methoden der Haarverpflanzung

Es gibt also verschiedene Methoden. Zu diesen zählen:

  • Punch: Man spricht auch von der Stanztechnik, es handelt sich um die älteste Methode.
  • Streifen & Einsetzung Mini/Micrograts (MMG): Die am häufigsten anzutreffende Haarverpflanzungs-Methode. Aus dem Haarkranz wird ein behaarter Hautstreifen entnommen und in mittlere und kleinere Hautteile mit Haarwurzeln (Mini- bzw. Micrografts) zergliedert. Diese Grafts werden dann in die vorher vorbereiteten Gebiete eingesetzt. Die Behandlung wird bei örtlicher Betäubung durchgeführt und dauert zwischen 3 und 9 Stunden (inklusive Vorbereitung).
  • Streifenentnahme & Einsetzung follikularer Einheiten (FUI bzw. FUT): Dies ist die Weiterentwicklung der Mini/Micrograft-Technik. Ebenfalls wird ein behaarter Hautstreifen aus dem Haarkranz entnommen, der aber unter einem hochauflösenden Mikroskop in die natürlichen Bündelungen des Haares (Follikulare Einheiten) zergliedert wird. 
  • Die Follicular Unit Extraction (FUE): Man versteht darunter die Entnahme, die Zwischenlagerung (Storage) und die Implantation (Insertion) follikularer Einheiten (FU). Diese Methode zählt heute zu den modernsten. Ein großer Vorteil ist hierbei, dass auch Körperhaare transplantiert werden können. Nachteilhaft ist der erhöhte Zeitaufwand bei der Einzelentnahme.
  • Haartransplantationen können nicht nur im Oberkopfbereich durchgeführt werden, sondern u.a. auch bei einer Rekonstruktion von Augenbrauen oder Bartersatz.

 

Die Kostenfrage und die Ansprechpartner

Nun wo die verschiedenen Ursachen und Methoden erläutert wurden, stellt sich natürlich auch die Frage nach den Kosten einer derartigen Behandlung. Diese richten sich in der Regel nicht nach der Fläche, sondern nach der Anzahl der Transplantate. Die genauen Kosten können im individuellen Fall erst nach einer umfassenden Untersuchung oder auch mit Hilfe von Fotos der betroffenen Bereiche angegeben werden. Ausschlaggebend sind mitunter die gewählte Technik, der Zustand des Haares, die Zahl der erforderlichen Grafts, aber auch die gewählte Klinik und das jeweilige Land. Sich für eine billige Klinik zu entscheiden, um Kosten zu sparen, kann aber nach hinten losgehen. Ist das Ergebnis dann enttäuschend, wurde an der falschen Stelle gespart. Es sollten im Vorfeld genaue Informationen über die Klinik und den Arzt eingeholt werden. Ein Spezialist, der schon viele Haartransplantationen durchgeführt hat und genügend Erfahrung und Resultate nachweisen kann, ist in jedem Fall vorzuziehen. Ein seriöser Arzt klärt den Patienten über alle eventuellen Risiken und Nebenwirkungen auf. So kann auch abgewogen werden, ob ein Endergebnis, das vielleicht nicht komplett den persönlichen Vorstellungen entspricht, in Kauf genommen werden will. Der Preis schwankt in etwa zwischen 2500 Euro und mehr als 10.000 Euro. Da Haare Hautanhangsgebilde sind, sind Hautärzte für sie zuständig. Viele Dermatologen, aber auch Unikliniken bieten Haarsprechstunden an, wobei man sich umfassend beraten lassen kann.

 

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Haarverpflanzung?

Wie sieht es nun mit der Unterstützung von Seiten der Krankenkasse aus? Eine Haarverpflanzung  findet aus ästhetischen Gründen statt und gilt deswegen nicht als medizinisch erforderlicher Eingriff. Genau aus diesem Grund werden die Kosten für eine Haartransplantation in der Regel nicht von den Krankenkassen erstattet. Wird jedoch der Nachweis erbracht, dass der Haarausfall zu einer nachhaltigen Minderung des Wohlbefindens führt oder sogar Ursache einer Depression ist, kann es zumindest eine Kostenbeteiligung der Krankenkasse geben. Private Krankenkassen sind oft etwas großzügiger, wenn es um die Übernahme der Kosten für eine Haartransplantation geht, da von ihnen Schönheitsoperationen teilweise übernommen werden können. Bevor ein Behandlungsvertrag unterschrieben wird, sollte unbedingt mit der Krankenkasse über die Übernahme der Kosten gesprochen werden.

 

Welche Risiken können in Erscheinung treten?

„Ich habe mir Haare einpflanzen lassen“ – dazu hat sich unlängst Jürgen Klopp, Erfolgstrainer von Borussia Dortmund, bekannt. Der Star ist mit dem Ergebnis zufrieden, die Geheimratsecken und der lichte Mittelscheitel sind einem dichten Haupthaar gewichen. Es ist an dieser Stelle aber essentiell zu wissen, dass das Ergebnis nicht immer den Wunschvorstellungen entspricht. Wer im Jahr 2013 und in Zukunft eine Transplantation in Betracht zieht, sollte vorerst genügend Informationen einholen – auch bezüglich der möglichen Risiken. Mit einem Spezialisten Kontakt aufzunehmen ist unerlässlich. Wie bei jedem chirurgischen Eingriff können auch bei der Haarverpflanzung Komplikationen auftreten – beispielsweise Blutungen, Infektionen oder Narben. Direkt nach der Operation sind Schwellungen im Stirnbereich und ein Taubheitsgefühl rund um die Wunde möglich. Eine hundertprozentige Garantie, dass die transplantierten Haarwurzeln anwachsen, gibt es nicht. Zu den Voraussetzungen zählt, dass ausreichend Spenderhaar vorhanden ist. Des Weiteren sollte der Haarausfall an den entsprechenden Stellen weitgehend zum Stillstand gekommen sein, da sich sonst unschöne Lücken zwischen dem Eigenhaar und dem Fremdhaar bzw. eingepflanzten Haar bemerkbar machen können.

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