Warum brauche ich ein System, um den Salon und alle Mitarbeiter gleichmäßig auszulasten?

Albert Bachmann ist Friseurmeister, Trainer und Referent  für WELLA. Außerdem Praxisreferent bei SchmidtColleg , Coach und Unternehmer aus Leidenschaft. Sein mehrfach ausgezeichnetes Service-, Qualitäts- und Innovationsmanagement unter dem Motto „Qualität, die begeistert“ ist beispielhaft für die gesamte Branche.

Neben seinen Seminaren und Vorträgen wird Albert Bachmann im Jahr 2018 für friseur.com als Gastkommentator eine Kolumne unter dem Titel „Wer ans Telefon geht, geht an die Kasse“ verfassen und wichtige Tipps & Tricks zur Salonauslastung vermitteln.

Früher, da war alles besser, so hört man es oft. Auch aus der Friseurbranche dringen immer wieder solche Töne. Wirklich? Ich bin da anderer Meinung und möchte Ihnen zum Thema Mitarbeiterauslastung und Systematisierung gerne ein Schlüsselerlebnis der besonderen Art schildern, das ich während meiner Ausbildungszeit in den 1970er Jahren hatte.

Zu dieser Zeit war es nicht üblich, dass Kunden sich beim Friseur für einen Termin im Salon vorab anmelden. Man – oder natürlich auch Frau – kam einfach vorbei. Und so war man als Friseur bzw. als Azubi den unterschiedlichsten Situationen ausgesetzt, was die Beschäftigung und die damit verbundene Auslastung betraf, meist völlig willkürlich, so wie das Wetter, die wirtschaftliche Situation oder die Stimmungslage der Menschen.

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen

Häufig war es so, dass am Dienstagvormittag außer den Mitarbeitern und den Chefs kein Kunde im Salon war. Es gab also mehr als genug Zeit, den Salon so herzurichten,  dass die wöchentlichen Arbeitsabläufe zügig vonstattengehen konnten und alles sauber und ordentlich aussah. Wäsche war beispielsweise ein Thema, das uns von 8.00 bis ca. 9.00 Uhr beschäftigte. Dann kamen Arbeitsvorbereitungen dran, wie zum Beispiel die für die seinerzeit noch sehr beliebte Dauerwelle. Hierfür wurde Spitzenpapier verwendet, das wir als damals schon umweltbewusster Salon recycelt, glatt gestrichen und für den nächsten Einsatz bereit gelegt hatten. Von 9.30 Uhr bis ca. 10.30 Uhr war die Zeit fürs Merchandising reserviert. Das heißt, die Verkaufsregale und die Produkte wurden abgestaubt, aufgefüllt und wieder schön einsortiert.

Ein erfüllter Dienstagmorgen im Jahre 1975? Mich hat er nicht sonderlich befriedigt, zumal meine Gedanken sich schon beim Putzen des Verkaufsschrankes sehr intensiv um die Mittagspause drehten. Sie war für 11.00 Uhr und 15.00 Uhr angesetzt. Ich wusste, ich bin um 11.00 Uhr als Erster dran und seit 10.45 Uhr stand fest, dass wir, die Azubis und ich, im Lokal nebenan Currywurst und Pommes essen würden. Um 10.50 Uhr lag meine Jacke bereit, mein Magen knurrte und das nötige Geld klimperte längst in der Hosentasche. Ab 10.55 Uhr saß ich in Gedanken bereits im Lokal und hatte längst mein Getränk bestellt. Um 10.56 Uhr war der Putzeimer weggeräumt und mit einem Arm war ich schon in meiner Jacke um in vier Minuten den Salon zu verlassen.

Und da passierte es…

Während ich den Sekundenzeiger im Auge hatte und es nur noch drei Minuten waren, schellte plötzlich die Ladenglocke. Ich dachte, mich träfe der Schlag, als ich in einem der unzähligen Spiegel fünf reifere Frauen erblickte, die den Salon als Freundinnen betraten um sich eine chice Frisur legen zu lassen. In diesem Moment verdreifachte sich das Loch in meinem Magen, denn eines war völlig klar: der Kunde ist König und hat selbstverständlich Vorrang. In diesem Moment entstand und manifestierte sich in mir der Gedanke:

„Wenn du in deinem eigenen Salon arbeitest, dann haben du und dein Team am Dienstagmorgen um 8.00 Uhr Kunden – und somit etwas zu tun!“

Heute weiß ich, dass im Jahre 1975 meine Lust an einer sinnvollen Terminierung und an der optimalen Auslastung ihre Wurzeln hatte. Diesen Gedanken konnte ich damals noch nicht in effizientes Handeln umwandeln, doch ich weiß: Er war all die Jahre meine Antriebskraft, die mich nach einer optimalen Methode und Systematik suchen ließ. Meine Mutter, die lange Zeit in meinem Salon Kundentermine vereinbarte, hat intuitiv vieles richtig gemacht. Doch es war nicht wirklich schwer, zwei Friseure und ein paar Azubis die gesamte Woche auszulasten.

Es hat einige Jahre an Arbeit und Weiterbildung gebraucht, bis mir die richtigen „Werkzeuge“ in Form von Kommunikationswissen, von Branchen Know-How und dem eigenem Wirken zur Verfügung standen. Erfahrung sowie das Umsetzen und Entwickeln einer gewissen Routine sorgten dafür, die entsprechenden Ergebnisse zu erzielen und Anmeldegespräche und Terminierung so effizient wie möglich zu gestalten.

Telefontraining ist wichtig

Mehr als 10.000 Menschen haben bis dato mein Seminar „Telefontraining“ besucht. Das Wissen über das richtige Verhalten am Telefon ist wichtig und sorgt für die optimale Auslastung des Salons. Diese Serie schreibe ich für Sie, wenn Sie gerne den Weg vom „Kundenwunschtermin-Aufschreiber“ hin zum „Terminverkäufer“ gehen oder diesen in Ihrem Salon einführen möchten. Als Profi im Inbound-Telefonbusiness möchte ich Ihnen abschließend noch ein paar Hinweise geben:

  • Der Umsatz der morgens um 8.00 Uhr nicht erwirtschaftet wird, ist im Laufe des Tages nicht mehr aufzuholen.
  • Jeder nicht verkaufte Termin kostet je nach Kostenstruktur des Salons € 60,--  und € 100,--.
  • Ausnahmen sind Betriebe in extrem guten Lauflagen, die jeden Tag zwischen zehn und 15 spontane Kunden haben.

Fazit: Achten Sie immer darauf, dass Ihr Salon und die Kollegen bereits morgens gebucht sowie alle Terminlücken geschlossen und verkauft sind!

 

Aktuelle Termine und Anmeldemöglichkeiten finden Sie unter:
http://www.albert-bachmann.de/index.php?id=5