Serienstart bei Sat1 "Bis in die Spitzen"!

 

bis-in-die-spitzen-01.jpgDie Story

Niki Henschel (Jeanette Hain) betreibt gemeinsam mit iherm Ehemann, dem Starstylisten Philipp Fromm (Tobias Oertel) einen angesagten Friseursalon in Berlin. Seit zehn Jahren sind sie nun schon ein Paar, und Philipp wünscht sich sehnlichst ein Kind. Niki hat jedoch eher Karriere- als Mutter-Ambitionen: Statt für ein Kind beruflich kürzer zu treten, strebt sie eine Erweiterung des Geschäfts an und wehrt sich mit allen Mitteln gegen jede leiseste Anspielung auf ihre biologische Uhr. Niemand ahnt, warum sie in Wirklichkeit so heftig auf das Baby-Thema reagiert: Sie hatte bereits mit 17 ein Kind. Aber sie musste es auf Druck ihrer Mutter gleich nach der Geburt zur Adoption freigeben ...

Auch Nikis Schwestern Heidi (Annabelle Mandeng) und Yvonne (Anja Franke) arbeiten im Salon „Henschel & Fromm". Heidi ist eine dunkelhäutige Schönheit, die sich von ihren stets gut situierten Lovern aushalten lässt, hinter ihrer arroganten Fassade aber einen sehr verletzlichen Kern verbirgt.

bis-in-die-spitzen-02.jpgYvonne fällt mit ihrer naiven Art immer wieder auf die falschen Typen rein - im Grunde definiert sie sich nur über den jeweils aktuellen Mann an ihrer Seite und stürzt prompt jedesmal in ein Loch, wenn der sich verabschiedet. Das könnte der rebellischen Azubi Rosa (Jasmin Schwiers) nicht passieren. Rosa sagt, was sie denkt, hasst Lügen und kümmert sich nicht um „gutes Benehmen". Da sie äußerst talentiert ist und anscheinend nicht gerade viel Unterstützung von ihrer Familie bekommt, sehen Niki und Philipp ihr so einiges nach. Der schwule René (Patrick von Blume), ein weiterer Stylist, konkurriert mit Yvonne um die Männer und scheint auf Rosa einen „schlechten Einfluss" zu haben. Buchhalter Rainer, ein rettungsloser Hertha-BSC-Fan, ist Nikis ältester Freund und heimlich in sie verliebt.

Als das ungeklärte Baby-Thema einmal mehr zu Spannungen zwischen Philipp und Niki führt, läuft sie wütend aus dem Salon und begegnet auf der Straße Finn Becker (Ralph Herforth) - ihrer großen Ex-Liebe. Seit Finn Niki mit 17 schwanger in Neapel sitzen ließ, sind sich die beiden nicht mehr begegnet. Finn reagiert völlig cool und gelassen, aber in Niki bringt dieses kurze Treffen eine emotionale Lawine ins Rollen. Als ihr am nächsten Tag auch noch der leerstehende Laden auf der gegenüberliegenden Straßenseite, den sie kaufen wollte, vor der Nase weggeschnappt wird, ist sie endgültig mit den Nerven am Ende. Doch es kommt noch schlimmer: Der geheimnisvolle Käufer des Ladens eröffnet ausgerechnet einen Friseursalon,
abis-in-die-spitzen-03.jpgn den „Henschel & Fromm" schon bald die ersten Kunden verlieren. Und Mia (Muriel Baumeister), die Inhaberin des „Blade Runner"-Salons, entpuppt sich kurz darauf als Finns Ehefrau. Die immer perfekt gestylte Mia gibt sich selbstbewusst und wirbt heftig um die Sympathien ihrer beruflichen Konkurrenten. Doch innerlich wird sie von Unsicherheit und Verlustängsten geplagt. Sie ahnt, dass die Vergangenheit zwischen Niki und Finn längst nicht abgehakt ist und greift zu ihren ganz eigenen Waffen, um dazwischenzufunken, wo es nur geht. Philipp freundet sich schnell mit Finn an, der sich in der Haupt- stadt als Clubbetreiber etablieren will. Doch dann beginnt auch er zu spüren, dass Nikis Angst vor Finn nicht allein geschäftliche Ursachen hat und Finn in ihrer Vergangenheit eine wichtige Rolle gespielt hat - und es offenbar auch immer noch tut. Finn lässt Niki gegenüber keinen Zweifel daran, dass er vor nichts zurückschreckt, um sie zurück zu erobern. Während Philipps Misstrauen wächst, flirtet Mia ganz offensichtlich mit ihm. So entwickelt sich im Glanz der stylishen Friseurwelt ein Strudel aus amourösen Verwicklungen und geschäftlichen Kämpfen, in den alle Charaktere von „Bis in die Spitzen" immer tiefer hineingezogen werden. Geheimnisse und Lebenslügen aus der Vergangenheit kommen zum Vorschein, denn kein Charakter ist nur das, was er zunächst scheint. So stellt sich zum Beispiel heraus, dass der Grund für die Dunkelhäutigkeit Heidis keineswegs die „Gene von Urgroßmutter Eugenie" sind, wie Helga und Bernhard, die Eltern der Henschel-Schwestern, behaupten. Mia muss sich der Tatsache stellen, dass ihr Mann sexsüchtig ist und nicht nur seiner Ex, sondern auch deren Schwestern nachstellt. Und Philipp muss sich darauf gefasst machen, Niki vielleicht für immer zu verlieren. Es kommt zu tiefen Verletzungen und schonungslosen Offenbarungen, denn die Wahrheit tut weh ...

„Im Leben und in der Liebe

gibt es keine Unmöglichkeiten"

 

Interview mit Jeanette Hain

bis-in-die-spitzen-04.jpg

"Wir sind ein Team.
Aber ich bin der Boss."

<- NIKI (Jeanette Hain): schlank,
attraktiv, geradlinig, ehrgeizig, betreibt
mit ihrem Mann Philipp seit zehn Jahren erfolgreich den Friseursalon „Henschel & Fromm", ist kreativ, hat Spaß an der Arbeit, Gefühle lassen sich leicht in ihrem Gesicht ablesen

Jeanette Hain (Jahrgang 1969) studierte Regie, als sie von Sherry Hormann als Hauptdarstellerin für das TV-Movie „Liebe und Verhängnis" entdeckt wurde. Fürs Fernsehen spielte sie zuletzt in den TV-Movies „Einmal so wie ich will" und „Örnen" (vom dänischen Dogma-Regisseur Sören Kragh-Jacobsen).

Bis in die Spitzen" ist die erste TV-Serie, in der Sie spielen. Wie sind Ihre Erfahrungen?

Nach fünf Monaten Drehzeit habe ich alle Vor-urteile, die ich Serien gegenüber hatte, komplett über Bord geworfen. Ich war der Meinung, Serien seien generell eher ober-flächlich und würden schnell und ohne großen Aufwand runtergedreht und war deshalb erst einmal sehr misstrauisch. Andererseits - typische Vorurteilssituation - kannte ich mich in der Serienlandschaft überhaupt nicht aus. Meine Agentin meinte dagegen, dass Serien in Amerika die Königsdisziplin darstellen. Als ich dann die Bücher zu „Bis in die Spitzen" las, habe ich meine Meinung sehr schnell revidiert. Inzwischen genieße ich die Möglichkeit, eintauchen zu können in eine Geschichte, die über mehr als 500 Minuten erzählt wird. Diese Serie würde ich sofort mit größter Lust wieder drehen!

Was ist das Besondere an dieser Produktion?
Einer meiner Lieblingssätze ist: Im Leben und in der Liebe gibt es keine Unmöglichkeiten. Ich glaube ganz fest daran, dass alles möglich ist, auch wenn man manchmal einen langen Atem braucht. Die Geschichten, die wir erzählen, passen dazu. Unsere Figuren, auch die sogenannten Sympathieträger, sind auch nur Menschen und haben Facetten, die nicht liebenswert sind, aber gerade das macht sie sehr wahrhaftig und nachvollziehbar. Oft ist es in Filmen oder Serien so, dass man das Gefühl hat, dass eine Tür aufgestoßen wird und man einen Einblick in die Seele eines Menschen bekommt, dass sich diese Tür dann aber viel zu schnell wieder schließt, sobald es heikel und brenzlig wird. Bei „Bis in die Spitzen" bleibt diese Tür offen, der Einblick bleibt da. Wir sehen Menschen in Situationen, die manchmal nur schwer zu ertragen sind, gerade weil man sich als Zuschauer darin selbst wiedererkennt.

Niki ist eine erstklassige Haarstylistin. Mussten Sie für die Rolle Haare schneiden lernen?
Das Herzstück des Ganzen ist nun einmal der Friseursalon, deshalb wollten wir uns schon sehr genau vorbereiten. Wir wurden von dem Friseurmeister Mike Reinecke gecoacht, der sehr großzügig mit seinem Können umgegangen ist und uns die Grundzüge des Friseurberufs beigebracht hat. Er hat auch durch die Kamera geguckt und uns Tipps gegeben, welche Handgriffe gut und richtig aussehen. Natürlich kommt man sich dann immer noch wie ein Hochstapler vor, wenn man mit Kamm und Schere dasteht, aber es ist trotzdem wundervoll. Mir macht es enormen Spaß zu spielen, während ich Haare anfasse. Es kommt dabei so viel zurück. Einem Menschen über die Haare zu begegnen, hat für mich etwas sehr Sinnliches und Schönes. Ich habe zum Üben einen Puppenkopf zu Hause, und auch Verwandte und Nachbarn mussten schon mal „dran glauben".

Bitte beschreiben Sie Niki. Welche Ziele hat sie? Wie verändert sie sich im Laufe der Serie?
Am Anfang sind ihre Ziele sehr klar beruflich ausgerichtet. Sie ist ehrgeizig und hat die Sehnsucht, sich beruflich zu verwirklichen und immer wieder Neuland zu entdecken. Sie will ja einen zweiten Laden aufmachen, man traut ihr auch zu, dass sie eine ganze Kette von Läden gründet. Diese Getriebenheit ist schon auffällig, und man fragt sich, wo sie herrührt. Zumal Niki eigentlich alles hat - einen erfolgreichen Laden, in dem sie auch noch mit ihren Schwestern zusammenarbeitet, einen Mann, der ihr vieles abnimmt, der sie liebt und ein Kind mit ihr möchte. So spürt man, dass dieser Antrieb aus irgendeinem Schmerz, einer unerfüllten Sehnsucht gespeist wird. Als dann Nikis Jugendliebe Finn aus heiterem Himmel in ihr Leben fällt, reißt er eine unglaubliche Wunde wieder auf, die auch nach 20 Jahren längst nicht verheilt ist. Man ahnt, dass dieses ganze große Gebilde aus Beruf, Laden, vielleicht auch Ehe, für Niki ein Konstrukt war, um eine Zeit ihres Lebens zu vergessen, die sie glaubte, für immer verloren zu haben. Die Auseinandersetzung mit dem Kind, das sie weggegeben hat, hat sie über die Jahre zwar immer wieder eingeholt, aber die „Fleischwerdung" Finns, der plötzlich vor ihr steht, reißt sie noch viel heftiger in den Strudel ihrer vergangen geglaubten Sehnsüchte - so stark, dass sie dem einfach nachgehen muss, selbst auf Kosten anderer.

Wie kann Finn nach fast 20 Jahren immer noch eine so starke Wirkung auf Niki haben?
Das kann nur die Liebe beantworten. Niki sammelt ja ganz bewusst „Munition" gegen Finn und findet auch viele gute Gründe, warum sie ihn hassen müsste. Doch letztlich weiß sie ganz genau, dass ihr all das überhaupt nichts ausmacht, weil die Anziehungskraft, die Finn auf sie ausübt, stärker ist. Ich glaube, dass es wirklich so etwas gibt wie eine einzige Liebe, die zwei Menschen auf eine ganz eigenwillige, schön-schlimme Weise verbindet, auch wenn sie diesen Weg nicht immer zusammen gehen, denn Zeit und Raum sind für die wahre Liebe kein Hindernis.

Bedeutet das, dass Nikis Liebe zu Philipp nie so intensiv war wie zu Finn?
In dieser Form vermutlich nicht. Mann kann diese beiden Beziehungen nicht wirklich vergleichen. Niki ist die Ehe mit Philipp damals sehr schnell und zunächst auch aus einem Fluchtimpuls heraus eingegangen. Andererseits haben Niki und Philipp sich in zehn Jahren Ehe eine sehr glückliche und liebevolle Beziehung aufgebaut.

Helga, Nikis Mutter, begegnet ihr und auch ihrer Schwester Yvonne mit demonstrativer Verachtung. Was steckt dahinter?
Das wird ziemlich deutlich, wenn Helga sagt: „Warum soll es dir besser gehen, als es mir ging?" Helga hat das Gefühl, dass sie ihre Träume und Sehnsüchte in der Ehe mit Bernhard nicht ausleben konnte, sondern dass er sie im Gegenteil all die Jahre beengt und geknebelt, sie klein gemacht hat. Ihr Frust und ihre Enttäuschung sind so bodenlos, dass sie ihren eigenen Töchtern nicht gönnt, das schöne Leben zu haben, das sie selbst nie hatte. Sie empfindet auch Niki und Yvonne als Klötze am Bein, die sie in ihrer eigenen Entwicklung gebremst haben. Nur Heidi wird von Helga vergöttert - warum, erfahren wir in der dritten Folge.

Verändert man sich während der Dreharbeiten einer so intensiven Produktion? Wie stark hat Ihre Rolle von Ihnen „Besitz ergriffen"?
Wenn man sich einer Figur nähert, zumal einer so facettenreichen wie Niki, spürt man, dass sie Eigenschaften in einem selbst wachküsst, von denen man noch gar nichts wusste, das heißt, man begegnet sich selbst aufs Neue. Niki hat etwas sehr Mutiges, was einem selbst Mut machen kann, mich aber auch zum Grübeln und Nachdenken anregt. Niki fordert uns heraus, sie als Ganzes zu sehen und so zu akzeptieren, wie sie ist. Diese Kraft und Energie, das Leben anzupacken und die eigenen Träume und Sehnsüchte auch zu leben, teilt sie mit den anderen Figuren der Serie.

Was glauben Sie, wie die Zuschauer auf die Serie reagieren werden?
Ich hoffe und glaube sehr gut! Die vielen ganz unterschiedlichen Frauen- und Männerfiguren sind ein Geschenk und ein Genuss. Jede Figur mit ihren ganz unterschiedlichen Eigenschaften und Charakterzügen bietet ein großes Identifikationspotenzial. Man kann sich dieser Serie wirklich hingeben. Sie wirft viele Fragen auf, lässt den Zuschauer damit aber nicht alleine, sondern nimmt ihn an die Hand, geht mit ihm gemeinsam diesen Weg - durch alle Gefilde, die es in den Gefühlswelten so gibt - und beantwortet diese Fragen dann auch. Man wird nicht „nur" unterhalten, sondern auch wirklich bewegt und zur Auseinandersetzung angeregt.

Interview: Andreas Thiemann

„Eine unmoralische Geschichte"

 

Interview mit Tobias Oertel

bis-in-die-spitzen-05.jpg

„Die Situation darf einem
nicht entgleiten. Man muss
sie im Griff haben."

PHILIPP
(Tobias Oertel):
wünscht sich Kinder mit seiner großen Liebe Niki, ist ruhig und
gelassen, wirkt oft ausgleichend, wenn das Temperament seiner
Frau hohe Wellen schlägt

Tobias Oertel (Jahrgang 1975) absolvierte
seine Schauspielausbildung an der Folkwang Hochschule Essen und der Filmakademie B den-Württemberg. Neben seiner Hauptrolle in „Bis in die Spitzen" ist er in diesem Jahr u.a. in „Wolffs Revier" und dem RTL-Zweiteiler „Die Sturmflut" auf dem Bildschirm zu sehen.

Für die meisten Frauen (und manche Männer) in der Serie ist Philipp der Traummann. Wie macht er das?

Ich glaube, es liegt daran, dass er sich nicht in den Vordergrund stellt. Philipp ist erfolgreich, hat viele Fähigkeiten, aber er setzt das nicht in Szene. Er ist bescheiden und muss sich nicht nur beruflich, sondern auch als Mann nichts beweisen. Er ist ein Mensch, der nicht ausrastet, sondern die Dinge so nimmt, wie sie kommen und überlegt reagiert. Wenn er Probleme hat, redet er nicht darüber, sondern sucht eine Lösung für sich. Er macht das mit sich aus, bis er eine Antwort findet. All das gibt ihm eine emotionale Gelassenheit und verleiht ihm eine gewisse Reife. Diese Kombination aus männlich und sensibel ist es wohl, die die Frauen an ihm mögen.

Was sind seine Ziele, beruflich und privat?
Er hat sich diesen Laden aus eigener Kraft über zehn Jahre aufgebaut, hat Meisterschaften und Preise gewonnen und sich in seinem Berufsfeld verwirklicht und etabliert. Für Philipp steht jetzt, mit 34, das Gründen einer Familie im Vordergrund. Er hat dahingehend sehr klare Vorstellungen - ganz anders als Niki.

Hat er sich von Niki vielleicht sogar ein bisschen „unterbuttern" lassen?
Nein. Er liebt sie. Kennt sie. Die beiden - gegensätzlich wie sie sind - ergänzen sich. Weitsichtig und klug wie er ist, lässt er ihr den Raum, sich zu finden. Viele ihrer „Macken" schätzt er ja insgeheim. Ab einem bestimmten Moment ist er gezwungen, neu über sich und sein Verhältnis zu Niki nachzudenken. Und da erkennt er tatsächlich, dass er seine Bedürfnisse vielleicht ein bisschen zu sehr zurückgestellt hat und zieht dann ja auch seine Konsequenzen.

Wie alle Figuren verändert sich Philipp im Verlauf der Geschichte.
Das Leben verändert ihn. Durch die extremen Ereignisse in seiner Welt entdeckt er Seiten in sich, die er vorher nicht von sich kannte. Auch unangenehme, dunkle. Auf eine Art lernt er sich dadurch wohl noch einmal völlig neu kennen. Das ist für mich schauspielerisch das Spannende an dieser Figur und dieser Serie. Eine weitreichende Entwicklung in einer sehr facettenreichen Geschichte zusammen mit einer Figur über 13 Teile, also fast 600 Minuten, zu durchleben, diese Möglichkeit bekommt man als Schauspieler nicht oft.

Muss er sich vorwerfen, zu spät auf die Bedrohung seiner Ehe zu reagieren? War er sich seiner Sache zu sicher?
Er reagiert auf seine Art. Philipp begreift sehr schnell, dass Finn nicht irgendein Mensch aus Nikis Vergangenheit ist. Er entscheidet sich abzuwarten. Er weiß, wenn er jetzt, in einer für Niki sehr emotionalen Situation, falsch reagiert, ist sie ohnehin weg. Er hofft, dass das wiederentfachte Feuer von selbst erlischt. Ich finde, das zeichnet ihn menschlich aus - zu sagen, das passiert, ok, aber wir stehen das durch. Wir sind stark genug, das zu überleben. Philipp ist zu wenig egoistisch, um anders zu reagieren.

Können Sie persönlich Philipp nachvollziehen, oder gibt es etwas, das Sie an ihm ärgert?
Philipp und ich ... hm ... manchmal verstehe ich ihn nicht und manchmal versteht er mich nicht. Aber inzwischen gehen wir ganz gerne mal zusammen ein Bier trinken. Dann streiten wir uns manchmal. Über Fußball oder Frauen. Manchmal auch über Frisuren.

Wie ist Philipps Verhältnis zu Mia?
Er mag Mia von Anfang an. Er erkennt schnell, dass sie in der gleichen Situation ist wie er. Er sieht sie als Verbündete.

Dass Mia dann behauptet, Philipp habe sie verführen wollen, verzeiht er ihr?
Das verzeiht er ihr, denn er versteht, warum sie es getan hat. Sie kämpft für etwas. Letzten Endes kämpfen beide im selben Krieg auf derselben Seite, wenn auch in unterschiedlichen Armeen. In diesem Zusammenhang ist Mias Lüge für ihn eine Lappalie.

Was denken Sie über Philipps Antagonisten Finn?
Anfänglich erscheint Finn als absolutes Gegenteil von Philipp. Man meint sehr schnell, in ihm den „Bösen" erkannt zu haben. Man denkt, was will Niki nur von Finn, wenn sie jemanden hat wie Philipp. Unter seiner scheinbaren Oberflächlichkeit und Gewissenlosigkeit entdeckt man dann irgendwann, dass er Niki wirklich und aufrichtig liebt. Auch er verändert sich, wird weicher, und man lernt ihn kennen und vielleicht mögen. In jedem Mann steckt wohl ein kleiner Finn Becker.

Was ist das Besondere an dieser Serie?
Die Unvorhersehbarkeit. Debbie Horsfield, die Autorin der britischen Vorlage, überrascht immer in den Momenten, in denen man als Zuschauer meint, den weiteren Verlauf der Geschichte zu erahnen. Es tritt immer das Unerwartete ein, immer das Unbequeme. Sie verführt uns und bestraft uns, wenn uns nach Harmonie zumute ist. Es kommt nie zum Happy-End.

Haben Sie sich die BBC-Vorlage angesehen?
Nach den ersten beiden Teilen war ich so begeistert, dass ich bis zum Ende gucken musste. Danach musste dann alles Gesehene wieder raus aus dem Kopf. Ich wollte meinen eigenen Philipp finden. Mein britischer Kollege, der den Gavin, wie er im Original heißt, spielt, ist dankbarer Weise ein ganz anderer Typ als ich.

Wie ist die Stimmung am Set?
Wir sind ein großes Ensemble, und Schauspieler sind ja mitunter nicht immer einfach. Umso erstaunlicher ist es, dass wir uns nach einem langen Drehzeitraum nicht nur gut verstehen, sondern uns immer noch mögen ... oder endlich? Jeder von uns hat eine wunderbare Aufgabe in unserer Geschichte, hat dankbare und intensive Momente zu spielen. Das nimmt den Raum für Befindlichkeiten.

Gibt es eine Szene, die besonders schwierig für Sie war?
Es gibt eine Szene, in der Philipp, nachdem der Konflikt mit Niki eskaliert, die Koffer packt und geht. Die haben wir an einem Samstag morgens um drei nach einer sehr harten und emotionalen Drehwoche gedreht. Da kam zu einer sehr emotionalen Szene noch eine physische Erschöpfung dazu. Wenn in so einer Szene, die wir ohne Schnitt in nur einer Einstellung gedreht haben und in der alles sitzen muss, nach dem zehnten Take dann die Kofferraumklappe nicht mehr zugeht, nach dem 20. Take plötzlich die Zentralverriegelung spinnt und am Ende der Szene die Fahrertür nicht mehr aufgeht, denkt man schon mal kurz über einen Berufswechsel nach. Die Wut, die da hochkam, konnte ich allerdings gut für die Szene brauchen. Ich denke, sie ist am Ende ganz gut geworden.

Warum sollten die Zuschauer „Bis in die Spitzen" auf keinen Fall verpassen?
Die Geschichte geht sehr weit, in Extreme, und bleibt da auch wenn\'s weh tut. Sie kratzt an Tabuthemen, ohne sozialkritisch zu werden. Sie erzählt von Menschen, die Fehler machen und dafür die Verantwortung übernehmen, damit leben müssen. Sie ist unmoralisch. Leben eben!

Interview: Andreas Thiemann

„Bei Finn ist immer was am Ticken"

 

Interview mit Ralph Herforth

bis-in-die-spitzen-06.jpg

„Ich dringe in dein Leben ein...
und ganz zum Schluss
dringe ich auch in
dich ein."

FINN (Ralph Herforth):
Ehemann von Mia mit großer Faszination auf Frauen, Ex-Geliebter von Niki, die er vor rund 20 Jahren schwanger sitzen ließ, nimmt sich skrupellos, was ihm gefällt, sexsüchtig, will Niki um jeden Preis zurückgewinnen.

Was ist das Besondere an „Bis in die Spitzen"?
Jeder Schauspieler hat hier eine enorme Bandbreite an gestalterischen Möglichkeiten. Für uns als Schauspieler ist das ein gefundenes Fressen. Es ist hier eben nicht so, wie sonst im Serienformat üblich, dass in jeder Folge eine Geschichte passiert, die immer da aufhört, wo es wesentlich wird und ausblendet, dass Leute, die nett sind, auch bösartig sein können. Das ist hier anders - und das macht einen großen Reiz aus.

Mögen Sie den Typen, den Sie spielen?
In gewisser Weise schon, denn in vielen Dingen ist er mein alter Ego. Zum Beispiel wenn ich sehe - gerade in den ersten Folgen - mit welcher Leichtigkeit er mit Menschen, mit Frauen, spielt. In der Rolle steckt viel von dem, was ich früher auch mal gelebt habe. Ich hoffe, er ist nicht nur ein Arschloch. Es gibt Szenen, in denen man sieht, dass er ehrlich ist in der Liebe zu Niki. Das hindert ihn halt nicht, und das ist das Irritierende. Er hört eben einfach nicht auf, auch ihren Schwestern und anderen Frauen nachzustellen. Das ist natürlich unmoralisch, aber auch faszinierend.

Was fasziniert Finn an Mia, was fasziniert ihn an Niki?
An Mia fasziniert ihn, dass er sie aufgebaut und geformt hat. Und natürlich die Erotik. Bei ihm ist es immer die Erotik, die Sinnlichkeit. Manchmal triffst du einen Menschen, der ist gar nicht mal der schönste, tollste, intelligenteste, aber irgend etwas ist da. Das fasziniert einen so sehr, dass man hängen bleibt. Dann weißt du, das ist die, mit der du leben möchtest. Wenn man jemanden richtig geliebt hat und diese Liebe geht aus irgendwelchen Gründen auseinander, aber man ist nicht fertig miteinander, dann wirst du sie nicht abschließen können - so lange, bis du die Person wiedertriffst. Entweder merkt man dann, alles nur Illusion oder aber es ist wie mit Niki: Ich will dich wiederhaben. Am Anfang denkt man, das ist nur so ein Machtspiel von ihm, aber er liebt sie wirklich. Viele Frauen werden das nachvollziehen können. Frauen haben diese Tendenz, sich für die Männer zu opfern, sie sind viel selbstloser als Männer. Und werden dann oft dafür abgewatscht.

Wie steht Finn zu Philipp?
Den findet er sympathisch. Finn weiß, dass diese Auseinandersetzung mit Philipp kommen wird, kommen muss, er mag das auch, das ist für ihn das Salz in der Suppe. So ist sein Leben, er hat Lust am eigenen Untergang. Ich finde es klasse, wie Tobias spielt. Er hat so eine Ruhe, im Gegensatz zu mir. Bei Finn ist immer was am Ticken. Philipp ist ja als Figur nicht weniger männlich als Finn. Er ist ein vollkommen anderer Typ. Das ist so ein Mann, bei dem du als Frau weißt, da bist du gut beraten, ihn zu heiraten. Während man bei einem Typen wie Finn nie sicher sein kann, ob er beim Brötchen holen und Tanken nicht schnell mal kurz irgendwo einen wegsteckt ...

„Bis in die Spitzen" läuft in Großbritannien unter dem Titel „Cutting it" sehr erfolgreich. Für den deutschen Markt hat Sat.1 die Rechte erworben. Wodurch unterscheiden sich Ihrer Meinung nach die englische und die deutsche Variante - auch in Bezug auf die Figur, die Sie spielen?
Ich finde viele der Figuren bei uns besser besetzt. Ich hoffe, dass ich meinem Finn möglichst viel Farben und auch Wahrhaftigkeit geben konnte. Ich habe von Anfang an versucht, ihn so zu spielen, dass er wirklich an dieser Sache mit Niki verzweifelt, dass er das nie verarbeitet hat. Wenn er sagt „Ich habe vier Frauen geheiratet, um dich zu vergessen", dann ist das kein Spruch.

Was erwartet die Zuschauer?
Man wird permanent überrascht, es gibt unglaublich viele Wendungen. Die für mich interessanteste Figur in der Geschichte ist übrigens Rosa, die Auszubildende bei Niki, gespielt von Jasmin Schwiers. Diese Rolle ist ein Fressen für jeden Schauspieler. Das gibt es eben wirklich selten in einer Serie - so viel Tiefe und Wahrhaftigkeit und so viel schauspielerisches Talent auf einmal.

Gedreht werden 13 Folgen, d.h. das Team arbeitet über einen ziemlich langen Zeitraum eng zusammen. Wie läuft es mit den Kollegen?
Es ist das erste Mal seit 1991, seitdem ich drehe, dass ich das Gefühl habe, ich bin in einem Ensemble. Eigentlich bin ich ein Solotänzer. Hier geht jeder jeden Tag gern zur Arbeit. Wir haben einfach großartige Bücher, wir machen hier keine Kunst, sondern mit großer Freude unseren Job. Man freut sich, wenn man miteinander frühstückt, man freut sich, wenn man miteinander zu Mittag isst. Es ist wirklich eine extrem positive Arbeitsstimmung.

Viele haben Berührungsängste in Sachen „Serien-Hauptrolle" - war das bei Ihnen genauso?
Nein. Ich bin jetzt 45 - ich bin ganz froh, dass ich einfach mal ein oder zwei Jahre nicht jeden Monat Angst haben muss, hoffentlich kommen jetzt Angebote. Und die tolle Besetzung war sicher auch ausschlaggebend. Außerdem ist das der einzige Set, an dem mein Hund immer dabei sein darf ...

Was haben Sie gedacht, als Sie erstmals mit dem Projekt in Berührung gekommen sind?
Ich konnte mir anfangs nicht wirklich vorstellen, wie das aussehen soll. Aber weil es so ernsthaft inszeniert wird, wirklich hochtalentierte Schauspieler mitspielen und jeder in seiner Rolle richtig besetzt wurde, nahm das schnell Gestalt an. Überhaupt der Cast: Dass der so gut ist, verdanken wir Thomas Berger, der hat ein wirklich gutes Auge. Als ich dann wusste, dass Jeanette mitspielt, war alles klar. Sie ist die ideale Besetzung für diese Rolle - wie sie geht, wie sie schaut - mit diesen Augen. Und Mia, Heidi, Yvonne, jede auf ihre Art - die Besetzung stimmt einfach.

Gab es besonders schwierige Szenen?
Ich erfühle Szenen beim Lesen und begreife dann meistens, wohin die Reise geht. Es gab eine Szene zwischen