MYSKILLS – berufliche Fähigkeiten entdecken und nutzen

Mit einem neuen Testverfahren lassen sich berufserfahrene Mitarbeiter für
Friseurbetriebe finden und qualifizieren.

Der Fachkräftemangel im Friseurhandwerk ist enorm. "Nachwuchsgewinnung ist die
drängendste Aufgabe unserer Branche", sagt Harald Esser, Präsident des Zentralverbands
des Deutschen Friseurhandwerks.i In 2018 ist die Zahl der Auszubildenden um 4,7 Prozent
gefallen. Bildeten die mehr als 80.000 Friseursalons vor zehn Jahren noch mehr als 40.000
Lehrlinge aus, hat sich deren Zahl heute auf unter 21.000 fast halbiert.

Die Suche nach voll ausgebildeten Fachkräften wird immer schwerer
Viele Betriebe suchen nach wie vor voll ausgebildete Alleskönner. Aber die sind immer
schwerer zu finden. Dabei erledigen heute schon 70% der sogenannten „Ungelernten"
Aufgaben und Standardtätigen von Fachkräften. Mitarbeiter, die über langjährige Erfahrung
verfügen, aber eben nicht über einen Ausbildungsabschluss.

Ein neuer Test zeigt, was Menschen mit Berufserfahrung können
Das neue Testverfahren MYSKILLS zeigt, welches berufliche Handlungswissen sich
Arbeitnehmer am Arbeitsplatz angeeignet haben, die keinen formalen oder in Deutschland
anerkannten Berufsabschluss haben. Das können Geringqualifizierte, Quereinsteiger oder
Menschen sein, die längere Zeit nicht in ihrem Beruf arbeiten konnten. Aber z.B. auch
Flüchtlinge aus Syrien oder Zuwanderer aus Osteuropa.

Den MYSKILLS-Tests gibt es mittlerweile für 30 Berufe, von denen die meisten bereits
bundesweit in allen Arbeitsagenturen und Jobcentern verfügbar sind. Darunter der Test für
den Beruf FRISEUR*IN.

Wie funktioniert MYSKILLS?
MYSKILLS ist ein computergestütztes, videobasiertes Testverfahren, das vom Jobcenter
oder der Arbeitsagentur unter gesicherten Testbedingungen durchgeführt wird. Um
Sprachbarrieren zu verringern, ist der Test in bisher sechs Sprachen verfügbar - Deutsch,
Englisch, Arabisch, Farsi, Russisch und Türkisch. Er dauert ungefähr 4 Stunden. Den
Teilnehmer werden ca. 120 Fragen zu konkreten beruflichen Handlungssituationen gestellt.

Ausgangspunkte: Ausbildungsordnung und betriebliche Anforderungen
„Der MYSKILLS-Test eröffnet für Friseurbetriebe einen dritten Weg, um fähige
Mitarbeiter*innen zu finden und sie zu Fachkräften zu entwickeln. Denn mit dem Test können
Friseurbetriebe von nun an gezielt nach Menschen suchen, die zwar keinen Abschluss, aber
aufgrund von vorangehender Berufserfahrung bereits direkt einsetzbare Fähigkeiten haben,
auf denen man aufbauen kann.", sagt Friseurmeister Frank Köster, der in dritter
Familiengeneration den 1932 gegründeten Friseursalon Köster im Hamburger Hotel Vier
Jahreszeiten führt.und wesentlich an der inhaltlichen Entwicklung des MYSKILLS-Tests für
den Beruf Friseur*in beteiligt war (s. Interview). „Und zwar in vier verschiedenen
Handlungsfeldern: 1.) Haare schneiden, 2.) Haare färben, 3.) Haare dauerhaft umformen, 4.)
Haare föhnen und stylen und 5.) das Gesicht dekorativ gestalten.

In enger Zusammenarbeit mit Vertretern der Kammern, Ausbildern, Fachexperten,
Unternehmensinhabern und Wissenschaftlern haben wir bei der Testentwicklung dafür
gesorgt, dass die Fragen wirklich die reale Berufspraxis nach deutschen Standards betreffen.
Gleichzeitig orientieren sich die Fragen und Anforderungen des Tests an der aktuellen
Ausbildungsordnung."

„Wichtig ist, die Ergebnisse des Tests richtig zu interpretieren", betont Köster. „Denn der Test
ist schwer. Jemandem, der mit einem Punkt in verschiedenen Handlungsfeldern kommt,
kann man gut zur Probe arbeiten lassen oder ein Praktikum anbieten. Dieser Mensch hatte
auf jeden Fall schon einmal mit dem Friseurhandwerk zu tun. Jemanden, der zwei Punkte
erreicht, kann man nach einer kurzen Einarbeitungszeit bedenkenlos in den jeweiligen
Bereichen einsetzen, wenn man ein Auge darauf hat. Und für jemanden mit drei Punkten ist
in diesem Bereich der Weg zur Fachkraft nicht mehr weit."

„Arbeitgeber sollten sich auch Bewerber mit einer geringeren Punktzahl bereits sehr genau
anschauen." (Friseurmeister Frank Köster)

„In jedem Fall sollten Arbeitgeber sich fragen, für welche Handlungsfelder sie besonders
dringend Mitarbeit brauchen. Und dann gezielt nach Menschen mit guten Testergebnissen in
diesen Handlungsfeldern suchen", erklärt Köster. „Oder sie können gleich ihre Arbeitsagentur
oder das Jobcenter bitten, ihnen solche Leute zu schicken. Um den Suchaufwand auf beiden
Seiten zu verringern und die Passgenauigkeit zu erhöhen, können Arbeitgeber ihre offenen
Stellen bei der Arbeitsagentur auch nach den Handlungsfeldern melden, in denen sie akut
den größten Arbeitsbedarf haben. Und dann sollten sie diesen Menschen gegenüber offen
zeigen und ihnen eine Chance geben.

Mit dem MYSKILLS-Test eröffnet sich für Friseurbetriebe ein neuer, zusätzlicher Weg der
Personalgewinnung. Arbeitgeber können sehen, ob und in welchen Bereichen jemand schon
reale Erfahrungen und Fähigkeiten hat und diesen Menschen dort direkt einsetzen.
Gleichzeitig schult und qualifiziert man ihn im Lauf der Zeit in den anderen Bereichen immer
weiter – im besten Fall bis zum Vollabschluss über eine Externenprüfung. Dafür lassen sich
vielfältige Wege finden, die man mit der Arbeitsagentur abstimmen kann."
Mehr Informationen zu MYSKILLS unter:
www.myskills.de
https://www.arbeitsagentur.de/myskills