Die Branche bewegen – Teil I


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Jedem Friseur, der seinen Beruf liebt, müsste es angesichts des Nachwuchsmangels eigentlich das Herz brechen: Wenig Motivation und ein Berufsbild mit mäßigem Renommee, das in puncto Bezahlung und Arbeitszeiten wahrlich kein Zugpferd ist – für viele junge Menschen klingt das nicht sonderlich attraktiv. Und waren es vor dem Jahr 2000 noch über 45.000 Azubis, die einen Ausbildungsvertrag abschlossen, so zählte man 2015 nur noch rund 23.500 - ein Rückgang um fast die Hälfte. Von den Ausbildungsabbrechern - fast jeder Dritte laut jüngster Erhebungen – gar nicht zu reden. Dazu kommt der viel zitierte demografische Wandel, der die Lücke zwischen Bedarf und vorhandenem Nachwuchs noch vergrößern wird. Doch es gibt Bewegung in der Branche.

 

Das Berufsqualifikations-Feststellungsgesetz


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Zu Recht wirft man der Bundesregierung vor, dieses Problem zu lange vor sich hergeschoben zu haben. Auch mit dem Berufsqualifikations-Feststellungsgesetz, das die Anerkennung von Fachkräften aus dem Ausland vereinfachen soll, ist die Nachfrage noch lange nicht abgedeckt. Denn der Weg zur Anerkennung der im Ausland erworbenen Fähigkeiten ist mühsam: Qualifikations- und Ausbildungsnachweise müssen beigebracht, die dreimonatige Zeit der Überprüfung abgewartet und die Kosten vom Antragsteller selbst übernommen werden. Sie belaufen sich nach Auskunft der Handwerkskammer je nach Aufwand zwischen 100 und 600 Euro. Trotzdem: die Richtung stimmt.

Nicht weniger komplex ist das Thema Nachwuchs. Im Jahr 2010 rangierte der Friseurberuf mit über 14.000 abgeschlossenen Ausbildungsverträgen noch auf Platz 9. Doch diese Zahl befindet sich seit geraumer Zeit im rasanten Sinkflug, ebenso wie die Gesamtzahl an Azubis, die sich überhaupt für die Ausbildung zum Friseur interessieren. Und so ist es kein Wunder, dass die Branche seit Jahren ernsthafte Nachwuchssorgen plagt und fieberhaft nach Möglichkeiten gesucht wird, den wenigen Bewerbern den Job so schmackhaft wie möglich zu machen. 

 

Initiativen gegen die Jugendarbeitslosigkeit in Europa


(Quelle: L´Oréal)

Initiativen aus der Wirtschaft wie z.B. MY BEAUTY CAREER, die Azubis den Friseurberuf nahebringen soll, weisen durchaus Erfolgsbilanzen auf: Gemeinsam von L’Oréal und dem Zentralverband des deutschen Friseurhandwerks vor rund vier Jahren ins Leben gerufen, ging man an Schulen, auf Messen wie auch in die Jobcenter, um das Berufsbild Friseur vorzustellen und seinem negativen Image attraktive Fakten und Anreize entgegenzustellen. Allein im Zusammenwirken mit der Initiative MobiPro war es dank MY BEAUTY CAREER möglich, in diesem Jahr über 180 Auszubildende aus dem europäischen Ausland in deutsche Salons zu vermitteln. So wird ein spürbarer Beitrag gegen die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Europa geleistet und dem bereits erwähnten Nachwuchs- und Fachkräftemangel in Deutschland entgegengewirkt. Die flankierenden Leistungen reichen von der Unterstützung durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales über Sprachkurse zur schnellen Integration bis hin zur finanziellen Unterstützung. 

Im zweiten Teil unserer Serie zum Thema zeigen wir eine Auswahl der Programme und Initiativen auf, mit denen die Unternehmen der Branche diese Herausforderungen meistern wollen.