Haarwachstum erklärt – Wie entstehen Haare?

Um zu verstehen, wie Haare wachsen, ist es wichtig zu wissen, wie sie entstehen, wachsen und altern. Der sogenannte Haarzyklus läuft in drei Phasen ab. Alles über die Entwicklung der Haare und Antworten auf die häufigsten Fragen gibt es in diesem Artikel.

Der Haarzyklus - Wie wachsen Haare?

Die Entstehung des Haares verläuft stets nach dem gleichen Schema, dem sogenannten Haarzyklus. Natürlich geschieht das nicht synchron. Alle drei Phasen des Haarzyklus bestehen nebeneinander: Ein Haar fällt aus, das andere wächst und parallel bildet sich neues Haar. Somit hat man im gesunden, normalen Zustand stets genug Haare auf dem Kopf.

Anagene Phase - Das Wachstum

In der anagenen Phase wird eine neue Haarwurzel gebildet. Die Papille, das ist der unterste Teil der Haarwurzel, ist der Ort, an dem das Haarwachstum beginnt. Denn hier werden Haarzellen durch feinste Blutgefäße mit Nährstoffen versorgt. Die Haarzellen teilen sich und werden durch immer neu nachkommende Zellen durch den Haarwurzelkanal nach oben geschoben. Rund 85% der Haare auf dem Kopf befinden sich in dieser anagenen Phase. Haare können übrigens zwischen zwei und sechs Jahren in dieser Phase verbleiben.

Katagene Phase - Der Übergang

Die katagene Phase ist eine Übergangsperiode. Nährstoffversorgung und Zellteilungsaktivität in der Papille lassen nach. Die Haarzelle verhornt und wird durch diese Verhornung enorm stabil. Das kraftvolle Haar wird aus der Kopfhaut herausgeschoben. Der Haarschaft wird sichtbar. Die Übergangsphase dauert zwei bis drei Wochen. In der katagenen Phase befinden sich lediglich ein bis zwei Prozent des Kopfhaars.

Telogene Phase - Die Ruheperiode

Während der telogenen Phase wächst das Haar nicht mehr. Es trennt sich von der Haarwurzel. Somit besitzt es auch keine Kraft und keinen Halt mehr. Bei geringster mechanischer Belastung wie Kämmen oder Haare waschen fällt es dann schließlich raus. In dieser völlig normalen Ruhephase oder auch Endphase befinden sich rund zwölf bis 15 Prozent der Haare. Die telogene Phase dauert zwischen sechs und zwölf Wochen. Parallel wird natürlich im Follikel schon eine neue Haarpapille gebildet, die zu wachsen beginnt.

Aufbau der Haare

Zur Entstehung der Haare gehört auch zu wissen wie das Haar aufgebaut ist. Hier ein kleiner Überblick über Haarschaft, Schuppenschicht, Faserstamm und Haarmark.  

Haarschaft

Der sichtbare Teil eines Haares wird Haarschaft genannt. Der Haarschaft befindet sich in einem Follikel direkt unter der Kopfhautoberfläche (Epidermis). Im Follikel, auch Haarwurzel oder Haarzwiebel genannt, liegt die Haarpapille. Sie ist enorm wichtig für das Haarwachstum.

Die Schuppenschicht – Cuticula

Die Cuticula ist die äußerste Schicht des Haares. Man nennt sie auch Schuppenschicht. Sie besteht aus übereinander greifenden Zellen. Diese sind quasi wie ein Tannenzapfen angeordnet. Der Glanz, welcher das Haar so ungemein gesund erscheinen lässt, entsteht dann wenn die Schuppenschicht geschlossen ist und glatt anliegt. Denn so ist sie in der Lage, das Licht zu reflektieren. Das Ergebnis: Das Haar glänzt.

Der Faserstamm - Cortex

Der Cortex ist die so genannte Haarrinde. Man nennt ihn auch Faserstamm oder Faserschicht. Der Cortex besteht aus Keratinfasern. Er umschließt das Haarmark und bildet ungefähr 80% des Haares. Je besser die einzelnen Cortexzellen miteinander verbunden sind, desto elastischer und reißfester ist das Haar. Im Faserstamm befinden sich auch die natürlichen Farbpigmente des Haares.

Das Haarmark – Medulla

Die Medulla wird auch als Haarmark bezeichnet. Man kann sie sich als Röhrchen in der Mitte des Haares vorstellen. Das Haarmark wird aus eingetrockneten Zellen gebildet. Die Medulla liegt im Inneren des Haares.

Haarausfall - Ein leidiges Thema

Eine volle Haarpracht ist Männern und Frauen gleichsam wichtig. Haarausfall geht immer auch mit psychischem Leiden einher. Man fühlt sich weniger attraktiv. Fallen täglich mehr als 100-150 Haare raus, so liegt mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit eine sogenannte androgenetische Alopezie vor. Diese Art des Haarausfalls ist erblich bedingt und hängt zudem vom Alter ab. Jeder zweite Mann leidet darunter. Sie ist auch der Grund für die typische Glatzenbildung. Nicht nur Männer, auch rund 20 bis 30 % der Frauen, leiden unter androgenetischer Alopezie. Allerdings ist dieser Haarausfall bei Frauen nicht so auffällig wie beim Mann - und er verläuft langsamer.

Häufig gestellte Fragen und Antworten

Wie lang kann ein Haar pro Jahr werden?

Das Haar wächst jeden Tag rund 0,2 bis 0,5 mm. Im Jahr kommen somit zirka 15 cm an Länge dazu. Allerdings wirken innere und äußere Faktoren auf die Geschwindigkeit des Haarwachstums ein. Eine gesunde Ernährung spielt eine genau so große Rolle wie die richtige Pflege von Kopfhaut und Haar. Das Haarwachstum wird außerdem durch den Hormonhaushalt beeinflusst. Schwangere freuen sich deshalb oft über eine ungewohnte Haarpracht.

Wie viele Haare hat der Mensch auf dem Kopf?

Man spricht von 100.000 bis 150.000 Kopfhaaren im Schnitt. Davon fallen jeden Tag um die 100 Haare aus. Geht man von der Naturhaarfarbe aus, so besitzen Blondinen die meisten Haare (rund 150.000).  Es folgen braune Haare mit 110.000, Schwarzhaarige haben rund 100.000 Haare und Rothaarige 90.000.

Ist es normal, dass im Herbst mehr Haare ausfallen als sonst?

Ja. Ein kurzfristig vermehrter Haarausfall ist nicht besorgniserregend. Dieses Phänomen lässt sich in gewisser Weise mit dem Fellwechsel der Tiere vergleichen. Wenn also im Herbst oder Frühjahr mehr Haare als sonst im Abflusssieb landen, sich der Haarausfall in der übrigen Zeit jedoch in Grenzen hält, sollte man sich keine Sorgen machen müssen. 

Woraus besteht ein Haar?

Das menschliche Haar besteht zum Wesentlichen aus Keratin. Das sind Proteine, die im Haarfollikel produziert werden. Keratine bilden die Hornsubstanz des Haares.

Wie viele Haare verliert man normalerweise?

Jeder Mensch verliert täglich bis zu 100 Haare. Beim Haare waschen oder Kämmen wird das besonders deutlich. Hierbei handelt es sich um einen ganz natürlichen Vorgang: Haare in der telogenen Phase fallen bereits bei geringer mechanischer Belastung aus. Haarausfall lässt sich übrigens nicht verhindern, wenn man seine Haare seltener wäscht oder kämmt.

Kann man sein Haarwachstum durch die Ernährung beeinflussen?

Für schönes kräftiges Haar ist eine gute Ernährung unerlässlich. Eine protein- und vitaminreiche Ernährung kann das normale Haarwachstum beeinflussen, jedoch nur in geringem Maße. Biotin und Zink sind immer hilfreich, wenn man seinen Haaren etwas Gutes tun möchte. Mittlerweile gibt es eine große Auswahl an Haarvitaminen in Form von Nahrungsergänzung, die durchaus sinnvoll sein können. Liegt eine androgenetische Alopezie oder eine andere Art des Haarausfalls vor, so lässt sich diese durch Ernährung leider nicht aufhalten.

Fazit

Haare wachsen in einem Zyklus in drei Phasen. Ist die Kopfhaut gesund und der Haarzyklus im Fluss, haben wir immer genügend Haare auf unserem Kopf. Ein Verlust von ca. 100 Haaren am Tag ist ganz normal. Damit das so bleibt: Pflegen und verwöhnen wir es!