Akupunktur – das Qi regulieren

Immer mehr Menschen interessieren sich für die Naturheilkunde. Neben Homöopathie, Schüsslersalzen und Heilpflanzen zieht die Akupunktur viele erkrankte Personen an, die sich damit behandeln lassen wollen. Doch was kann dieses Verfahren Betroffenen bieten?

Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin

Die Akupunktur ist ein Teilgebiet der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), die in China bereits seit mehreren Jahrtausenden praktiziert wird. Es handelt sich hierbei um ein System, mit dem der ganze Mensch behandelt wird. In der TCM gehen die Therapeuten davon aus, dass die gesamte Natur vom Qi durchströmt wird und sie dadurch am Leben erhalten wird. Nicht nur Blumen, Bäume und Tiere werden davon beeinflusst, auch durch den Menschen strömt das Qi, die Lebensenergie.

Viele Menschen haben bereits abseits des medizinischen Bereiches von Yin und Yang gehört; damit sind die Gegensätze gemeint, durch die sich diese Kraft zeigt. Zu ihnen zählen trocken und feucht, hell und dunkel sowie warm und kalt. Das Qi kann den Körper durchfließen, da ein Netzwerk von Kanälen vermutet wird; sie werden Meridiane genannt. Die Meridiane sind allerdings nicht durch Ultraschall, Röntgen oder andere bildgebende Verfahren darstellbar, sondern begründen sich auf das Verständnis der chinesischen Medizin.

Qi muss fließen

Damit der Mensch gesund bleibt, ist es notwendig, dass die Gegensätze in einem ausgewogenen Verhältnis sind, das Qi gleichmäßig fließen kann. Kommt es zu einem Ungleichgewicht, äußert sich dies in einem gestörten Fluss, was sich für den Patienten in körperlichen oder seelischen Beschwerden zeigt. Es gibt zahlreiche Gründe, warum ein Ungleichgewicht entstehen kann: So kann eine falsche Ernährung ebenso Ursache sein, wie zu viel Stress, zu wenig Bewegung oder anderes.

Das erste Gespräch bei einem Arzt oder Heilpraktiker, der mit Akupunktur arbeitet, ist in der Regel relativ umfangreich, da der Mensch in seiner Gesamtheit erfasst werden soll. Nicht nur die akuten Symptome spielen ein Rolle, sondern auch andere Beschwerden, die Psyche, Ernährungsgewohnheiten und ähnliches. Wird nach TCM therapiert, kommt nicht nur Akupunktur zum Einsatz, sondern auch Arzneimittel, Massagen, Ernährungsumstellung und Bewegungen. Heutzutage bieten Therapeuten in Europa aber die Akupunktur oft einzeln an.

Behandlung vom gesamten Organismus

Bei diesem Verfahren sticht der praktizierende Arzt oder Heilpraktiker mit feinen, speziellen Akupunkturnadeln in die Haut. Es werden dabei spezielle Punkte ausgewählt, die auf einem Meridian liegen. In dem sie durch die Nadel gereizt werden, wird versucht, den Fluss des Qi zu regulieren, wodurch das Gleichgewicht wieder hergestellt und Organe, Funktionen, Körper oder Psyche reguliert werden sollen.

Mit der Akupunktur lassen sich nicht nur körperliche Beschwerden behandeln, sondern auch die Psyche. Der gesamte Organismus kann durch die Regulierung des Qi beeinflusst werden. Zum Einsatz kommt sie vor allem bei Erkrankungen des Bewegungsapparats, die mit Schmerzen einhergehen wie Arthrose im Knie oder Rückenschmerzen. Auch Kopfschmerzen, Asthma oder Heuschnupfen und Stoffwechselerkrankungen sind Beschwerden, die behandelt werden. Bei den psychischen Erkrankungen sind zum Beispiel Depressionen, Panikattacken, Erschöpfungszustände oder Ängste zu nennen. Es gibt außerdem Therapeuten und Ärzte, die sich auf die Behandlung von Kindern oder Frauenkrankheiten spezialisiert haben.

Mehrere Termine einplanen

Die TCM ist kein Verfahren, bei dem wie in der Schulmedizin selbst bei chronischen Krankheiten oft ein sofortiges Verschwinden der Beschwerden bemerkbar ist. Stattdessen dauert es in der Regel etwas, da der Körper diese Zeit braucht, um sich umzustellen. Die Regulierung findet von innen heraus statt. Nach ein paar Sitzungen sollte aber eine Veränderung festzustellen sein; betrifft sie nicht die Krankheit an sich, sollte zumindest das Allgemeinbefinden davon profitieren. In der Regel werden ungefähr sechs Behandlungen eingeplant; nach diesen Terminen schlägt der Therapeut anhand der Befunde das weitere Vorgehen vor.

Kosten für die Behandlung

Ist es zu einer Linderung oder Heilung gekommen, kann dieser Zustand sehr lange andauern. Allerdings fallen viele Patienten oft in falsche Gewohnheiten zurück, sodass auch die Beschwerden wieder kommen können. In diesem Fall wäre eine erneute Behandlung notwendig. Für einen Termin müssen sie zwischen 30 und 70 Euro pro Sitzung einplanen; dies ist von Therapeut zu Therapeut unterschiedlich.

Werden chronische Krankheiten des Knies oder der Lendenwirbelsäule behandelt, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Therapie. Werden andere Erkrankungen therapiert, müssen die Betroffenen die Kosten übernehmen, sofern keine Zusatzversicherung abgeschlossen wurde. Private Krankenkassen sind in der Regel kulanter und erstatten die Ausgaben; es kommt jedoch auf den individuellen Vertrag an.

Schmerzfreie Laserakupunktur

Beim Gedanken an Akupunktur schrecken viele Menschen vor dem Gedanken an die langen Nadeln zurück. Allerdings handelt es sich hierbei um sehr feine Nadeln, die nicht mit denen vergleichbar sind, die zum Beispiel beim Blut abnehmen genutzt werden. Der Schmerz ist daher in der Regel sehr gering. Für Menschen, die sehr große Angst vor Spritzen beziehungsweise Nadeln haben, sowie für Kinder wird oft die moderne Laserakupunktur empfohlen. Die Laserakupunktur ist schmerzfrei und wird daher von den meisten Menschen akzeptiert. Die Punkte werden in diesem Fall mit einem Laser stimuliert und dadurch ein ähnlicher Effekt ausgelöst wie mit einer Nadel.

Mögliche Nebenwirkungen

Nebenwirkungen, die bei der Akupunktur auftreten können, beschränken sich im Allgemeinen auf lokale Reaktionen der Haut. Dort kann es zu blauen Flecken oder kurzzeitigen, geringen Blutungen kommen. Bei unsachgemäßer Benutzung der Nadeln können außerdem Entzündungen auftreten oder sich kleine Knötchen bilden. Werden Punkte zu stark stimuliert oder falsch ausgewählt, kann dem Patienten schwindelig werden oder er fällt in seltenen Fällen sogar kurz in Ohnmacht. Um dies zu vermeiden, bestehen Therapeuten in der Regel darauf, dass die Patienten im Liegen behandelt werden.

GERAC-Studie zeigt Erfolg

Bei vielen Naturheilverfahren wird oft bezweifel, ob das Verfahren wirksam ist. In den Jahren 2002 bis 2007 wurde daher die GERAC-Studie durchgeführt, die German Acupuncture Trials. Bei dieser Studie wurden bei ungefähr 3.000 Patienten zwei Akupunkturformen mit der herkömmlichen Behandlung in der Schulmedizin verglichen. Bei der einen Form wurden die klassischen Akupunkturpunkte ausgewählt, bei der anderen wurden falsche Punkte genutzt. Beurteilt wurde die Wirkung auf Migräne und Knie- sowie Rückenschmerzen. Beide Akupunkturformen zeigten eine ähnlich gute Wirkung wie die Schulmedizin bei niedrigerem Risiko für Nebenwirkungen, Kontraindikationen und Belastungen. Allerdings heben Kritiker hervor, dass auch die Stimulation der Scheinpunkte eine gute Wirkung hatte und vermuten daher lediglich einen starken Placeboeffekt.

Bild „Akupunkturnadel“: ©Flickr - acidpix / CC BY 2.0
Bild „Akupunktur“: ©Flickr -  Vivian Chen [陳培雯] / CC BY-ND 2.0